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Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von unserem geschätzten CEO und Mitgründer, Dr. Richard Steffen.

Wir werden ihn vermissen.

Nach fast sechs Jahren Kampf gegen den Krebs, ist unser CEO und Mitgründer Dr. Richard Steffen am 22. Juli friedlich im Kreis seiner Familie und einiger Freunde verstorben. In diesem Nachruf möchten wir an den Menschen erinnern, der er war, und an die Spuren, die er in unserem Leben hinterlassen hat.

Der Tod eines geliebten Menschen ist immer ein Schock. Auch wenn es bei Richard Zeit gab, sich innerlich darauf einzustellen, wirklich bereit ist man für einen solchen Verlust nie. Richard war nicht nur unser CEO. Er war Sohn, Bruder, Ehemann, Vater und einer der treuesten, fürsorglichsten Freunde, die man haben kann.

Richard vor seiner PointCab-Zeit

Richard wurde 1976 in Schwerin in ein geteiltes Deutschland geboren. In einem Land, das es heute nicht mehr gibt. Trotzdem wuchs er behütet und glücklich mit liebenden Eltern und einer Schwester auf. 1984 zog die Familie dann sogar auf den Hof der Großeltern nach Diedrichshagen bei Rostock. Für Richard ein Ort, den er sein Leben lang mit Heimat verband. Dort verbrachte er seine prägenden Jahre, machte sein Abitur und bekam dadurch die Möglichkeit, eine Universität zu besuchen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil in der Zwischenzeit die Berliner Mauer fiel und die Familie damit plötzlich in einem anderen Land lebte, ohne je die Adresse gewechselt zu haben.

Frei zu studieren wo er möchte, zog es ihn zum Geodäsiestudium nach Hannover. Natürlich erst nachdem er seinen verpflichtenden Wehrdienst bei der Bundeswehr absolviert hatte. Kaum den Abschluss in der Tasche gründete er gemeinsam mit einem Partner in Magdeburg sein erstes Unternehmen. Das Ganze hielt nur 1 ½ Jahre, aber es zeigt, was für ein Mensch Richard war: voller Ideen und Selbstvertrauen, mit einem unbändigen Antrieb, Dinge zu bewegen und anzupacken. Parallel zur Unternehmensgründung vertiefte er außerdem seine Programmierkenntnisse über eine Fernvorlesung. Mit einem einzigartigen Intellekt, der Stillstand einfach nicht erträgt, gab es für Richard nur einen natürlichen nächsten Schritt: es musste eine neue Herausforderung her.  Diese fand er als Doktorand an der Universität Bonn. Sechs Jahre forschte er dort, entwickelte sich zum Experten für Geodäsie und Geoinformation, Photogrammetrie, Computer Vision und Ausgleichsrechnung und pflegte eine enge, prägende Beziehung zu seinem Doktorvater und Mentor Professor Dr. Förstner, den er zeitlebens sehr schätzte.

Mit wachsender Leidenschaft fürs Programmieren und auf der Suche nach weiteren Herausforderungen, wechselte Richard an die University of North Carolina at Chapel Hill, ins Department of Computer Science. Dort kontaktierten ihn alte Freunde mit einer Idee: Software zur Verarbeitung von Punktwolken. Sie brauchten einen fähigen Entwickler, der zugleich tiefes geodätisches Fachwissen besaß, und Richard war die perfekte Besetzung. Eine Zeitlang arbeitete er parallel an der Software und als Forscher am Institut. 2011 jedoch wagte er noch einmal den Sprung in die Selbstständigkeit. Im selben Jahr erschien die erste Version der PointCab Software als Produkt von Laserscanning Europe. 2013 war die Software so erfolgreich, dass die Gründung einer eigenen Firma folgte und Richard wurde zum Mitgründer der PointCab GmbH. Nachdem sein Partner dann 2014 die Firma verließ, übernahm Richard auch die Rolle des CEO.

Richards Wirken bei PointCab

Diese Anfangsjahre waren hart, aber voller Euphorie. Mit PointCab hatte Richard ein Projekt gefunden, in das er all seine Leidenschaft und Kreativität stecken konnte. Seine Tage bestanden oft aus stundenlangem Programmieren und Forschen, wenig Schlaf und massig Tiefkühlpizza. Richard blühte darin auf immer wieder das nächste Puzzle zu lösen und die nächste Herausforderung zu meistern. Doch mit solchen “banalen” Aufgaben wie Kochen, Einkaufen oder der Bürokratie mit der sich ein CEO eben auseinandersetzen muss, konnte er nie etwas anfangen. Kein Wunder, dass er, sobald es der Umsatz erlaubte die ersten Mitarbeiter für Verwaltung und Support einstellte. Unterstützung fand er zudem glücklicherweise auch bei Dr. Ulrich Franz, seinem Business Angel und Gesellschafter, der ihn in Strategie, Marketing und Vertrieb beriet.

Mit den Jahren kamen mehr Mitarbeiter dazu und Richard formte daraus das starke Team, das PointCab heute ausmacht. Er mischte sich dabei selten in die Entscheidungen seines Teams in deren jeweiligen Fachgebieten ein und das bestimmt nicht aus Unverständnis. Im Gegenteil, Richard war in der Lage, sich in praktisch jedes Thema zu vertiefen und sich darin zu behaupten. Dennoch vertraute er stets unseren Fähigkeiten, was ihm natürlich auch ermöglichte, mehr Zeit für die Themen aufzuwenden, die ihn von Natur aus faszinierten. 2015 erfüllte er sich dann einen Traum und kaufte ein Hausboot im Hamburger Hafen, um dort zu leben. Zugleich zog es ihn immer wieder nach Vietnam –  ein Land, das ihn begeisterte. Dort lernte er auch seine spätere Frau kennen.

Auch wenn es so klingen mag, als hätte er sich dadurch von der Firma entfernt, das Gegenteil war der Fall. Er besuchte regelmäßig das Büro in Wernau bei Stuttgart und verpasste kaum ein Teammeeting. Er arbeitete immer noch unermüdlich an den kniffligsten Problemen, am liebsten gemeinsam mit dem Dev-Team. Er entwickelte sich zu einem leidenschaftlichen Mentor, besonders für Martin, unseren heutigen CTO. Er ermutigte ihn dazu, seine Promotion zu beginnen, sowie er uns alle ständig dazu ermutigte, wissbegierig zu bleiben und sich stets weiterzuentwickeln. 

Gleichzeitig schaffte er es, enge persönliche Beziehungen zu jedem Einzelnen von uns aufzubauen. Er erkundigte sich, was bei uns privat gerade los ist und man konnte sicher sein, dass er dies im nächsten ruhigen Gespräch wieder aufgriff. Wenn man dazu geneigt war, konnte man mit Richard auch die wildesten Debatten über Gott und die Welt führen. Man konnte eine völlig andere Meinung vertreten, und am Ende der Debatte hatten beide entweder ihren Horizont erweitert oder man einigte sich auf ein schlichtes “Agree to Disagree”. Die Diskussionen mit Richard hatten jedoch nie einen negativen Einfluss auf die persönliche Beziehung – im Gegenteil, meistens vertieften sich diese sogar. Eine Qualität, die heute selten geworden ist. All dies machte ihn zu mehr als unserem Vorgesetzten, es machte ihn zu unserem Freund. Noch dazu zu einem der fürsorglichsten und loyalsten Freunde, die man sich vorstellen kann. Er feierte unsere Meilensteine mit uns: Hochzeiten, Hauskäufe und vieles mehr. Er war aber auch während der schweren Zeiten für uns da. Wenn jemand ein gesundheitliches Problem hatte, kämpfte er dafür, dass alle verfügbaren Leistungen abgerufen wurden. Er gab uns so viel Zeit, wie wir zum Heilen brauchen. Der Arbeitsplatz immer sicher und nach der Rückkehr noch da. Dadurch gelang es Richard, trotz all seinem Hadern mit den “banalen Dingen”, ein echter Anführer zu werden. Ein Mensch, dem man vorbehaltlos vertrauen konnte.

Das letzte Kapitel

Umso härter traf uns 2019 die Diagnose: unheilbarer Krebs. Die Ärzte gaben ihm etwa noch zwei Jahre zu leben. Doch typisch Richard stellte er sich auch dieser Herausforderung. Er fand großartige Ärztinnen und Ärzte und hielt den Krebs in Schach. Egal wie anstrengend und aufzehrend die Behandlung streckenweise war, er machte unbeirrt weiter und ließ sich kaum etwas anmerken. Das alles, während er sein Leben weiter voll lebte, zwischen Vietnam und Deutschland pendelte und die Firma weiter managte.

2021, während Corona und während der Reiseeinschränkungen entschloss er sich endlich sesshaft zu werden und seine geliebte Freundin zu heiraten. Sie war ihm in all der Zeit eine unglaublich große Stütze. Gemeinsam mit ihr und seiner Stieftochter zog er dauerhaft nach Deutschland. Sie kauften ein Haus in Rostock, unweit des Hofs seiner Großeltern in Dietrichshagen, wo er aufgewachsen war und wo seine Eltern immer noch leben. Er veränderte seine Prioritäten und konzentrierte sich mehr auf seine Gesundheit und auf die Zeit mit seiner Familie. 

Für eine Weile versuchte er allerdings trotzdem, bei PointCab die gleiche Leistung abzuliefern wie bisher. Als er merkte, dass sich Arbeit und Privates nicht mehr im gleichen Maß vereinbaren ließen, beschloss er, bei PointCab etwas zurückzutreten. Zusammen mit seiner “rechten Hand” seit 2016, Chris (COO), schmiedete er 2022 einen Plan: Martin, sein Protegé, sollte als CTO die Softwareentwicklung übernehmen. Nicole, mit einem Händchen für Strategie und Organisation, wurde CMO. Richard hatte Vertrauen, dass die beiden gemeinsam mit Chris das Unternehmen führen konnten – und so kam es auch.

In kleinen Schritten begann er, Verantwortung abzugeben. Dies ermöglichte ihm endlich mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und ließ ihm die Freiheit, an den Themen zu arbeiten, die ihn wirklich packten. 2024 schien es dann gesundheitlich bergauf zu gehen. Der Krebs war zwar nicht verschwunden, aber er wirkte beherrschbar. Er hatte inzwischen gelernt, damit umzugehen und wollte nicht über seine Krankheit definiert werden. Es war für uns alle eine aufregende und schöne Zeit. Richard erschien fast unbesiegbar.

Doch Krebs ist ein *****. Er diskutiert nicht. Er einigt sich nicht auf ein “Agree to Disagree” und hat die Angewohnheit, dann wieder aufzutauchen, wenn man ihn am wenigsten erwartet. Hässlicher und aggressiver als zuvor. So geschah es auch im Frühjahr 2025. Die Ärzte stellten fest, dass der Krebs erneut und aggressiv gestreut hatte. Wieder war die Prognose düster. Diesmal allerdings nur noch Wochen oder Monate. Natürlich wollten wir es nicht wahrhaben und wer könnte es uns verübeln? Mittlerweile erschien uns Richard wie Superman.  Er hatte dem Schicksal doch schon so oft ein Schnippchen geschlagen. Wieso nicht wieder? Doch diesmal war es anders. Und im Rückblick wirkt es, als habe er es geahnt.

Obwohl er viele Dinge früh geregelt hatte, hat er die Suche nach einem neuen CEO für PointCab bis dato nie stark forciert. Diesmal jedoch handelte er sehr schnell und wandte sich an seinen langjährigen Freund und Geschäftspartner Eric Bergholz. Als CEO von Laserscanning Europe, PointCabs Schwesterunternehmen, war Eric an der Entstehung der PointCab-Software beteiligt, kannte das Team und war immer nah dabei. Richard war zudem Gesellschafter von Laserscanning Europe; beide sprachen oft über die Strategien beider Firmen. Vor allem aber verband sie eine enge Freundschaft. Kaum jemandem traute Richard so sehr zu, sein Lebenswerk fortzuführen. Da das Führungsteam bereits sicher im Sattel war und die Firma in den letzten Jahren erfolgreich geführt hatte, nahm Eric die Aufgabe auf Richards Wunsch an.

So wurde also zunächst das Team informiert. Auf Richards Wunsch wurde seine Gesundheit allerdings nicht als Hauptgrund genannt.  Während im Hintergrund die Übergabe vorbereitet wurde, verschlechterte sich sein Zustand rasch.  Nur wenige Tage vor seinem Ableben hatte er noch mit Martin über ein neues Forschungsprojekt geschrieben. Dann ging alles sehr schnell. Sein Palliativteam kam zu ihm nach Hause und sorgte dafür, dass er es so angenehm wie möglich hatte. Zum Glück blieb genug Zeit, damit sich einige Freunde und die Familie verabschieden konnten. Richard verstarb schließlich schlafend im eigenen Haus, umgeben von den Menschen, die er liebte. Bis zuletzt arbeitete dabei sein außergewöhnlich scharfer Geist weiter –  immer dabei, das nächste Puzzle zu lösen. Diese Umstände erleichtern uns die Trauer ein kleines Stück.

Wenn Sie bis hierher gelesen haben: Danke. Angesichts eines solchen Verlusts fühlt man sich leicht ohnmächtig. Gerade deshalb ist es uns wichtig, Richards Geschichte zu erzählen. Nicht nur, um ihn und sein Vermächtnis zu bewahren, sondern auch, um zu inspirieren. Er hat uns gezeigt, wie man mit Mitgefühl führt, für seine Leidenschaft brennt, gegen scheinbar übermächtige Widerstände ankämpft und so vieles mehr. Das bleibt für immer. Vielleicht kann seine Geschichte auch andere bewegen.

 

Wir sagen DANKE Richie.